Smartvote und die Frauenwahl

Smartvote ist ein Online-Tool das helfen soll die am besten passenden Personen auf die Wahlliste zu setzen. Anhand eines Fragebogens werden den Nutzenden die ihnen politisch am nächsten stehenden Personen angezeigt über die sie sich informieren und potenziell auf die Liste setzen können. Doch hat Smartvote eigentlich tatsächlich Auswirkungen auf das Wahlverhalten? Noch konkreter: Wie wirkt sich Smartvote auf das Geschlechterverhältnjs der eingeworfenen Listen aus? Dieser spannenden Frage ist Marina Haller, eine junge Politikwissenschaftlerin, im Rahmen ihrer Bachelor Arbeit nachgegangen und kann spannende Ergebnisse vorweisen.

Betrachtet man die Präferenzen der Schweizer Wahlberechtigten, so präferieren sie bei gleicher Kompetenz eher eine Frau (Selects 2019). Marina Haller stellt jedoch fest, dass sich diese Präferenzen nicht in den Wahlergebnissen widerspiegelt. Männer haben gesamtheitlich betrachtet eine höhere Wahlchance, wodurch Frauen in der Politik unterrepräsentiert sind. Dies ist gemäss der Autorin unter anderem dadurch zu erklären, dass weibliche Kandidatinnen unter einem unterbewussten Bias leiden, weil sie weniger häufig oder als weniger kompetent wahrgenommen werden. Tools wie Smartvote sind aufgrund ihrer digitalen und rein empirischen Natur weniger anfällig auf solche Biases, weshalb es einen ausgleichenden Effekt haben könnte und die Sichtbarkeit von weiblichen Kandierenden erhöht.

Tatsächlich fand die Marina Haller einen solchen Effekt. Vergleicht man Smartvote Nutzende mit Personen die kein Smartvote nutzen, kann man deutlich erkennen, dass sich die Wahrscheinlichkeit nach Veränderung der Liste mehr Frauen zu wählen deutlich erhöht.
Dieser Effekt ist allerdings nur bei Männern zu beobachten, während sich das Wahlverhalten der Nutzerinnen im Vergleich zu nicht-Nutzerinnen nicht signifikant unterscheidet. Für Männer erhöht sich die Wahrscheinlichkeit nach Veränderung der Liste gleich viele oder mehr Frauen zu wählen deutlich.
Interessanterweise ist der geschlechtsausgleichende Effekt von Smartvote nicht bei Wählenden aus allen politischen Lagern zu beobachten. Progressiv eingestellte Personen wählen mit höherer Wahrscheinlichkeit Frauen als Männer und verändern ihr Wahlverhalten bei einer Nutzung von Smartvote auch nicht. Bei der konservativen Basis kommt es hingegen zu massiven Änderungen des Wahlverhaltens. Konservative Smartvote Nutzende weisen eine über 10 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit gleichviele Frauen oder mehr auf ihrer Liste zu haben also Konservative welche kein Smartvote benutzen.

Die Arbeit von Marina Haller ist nicht nur sehr beeindruckend durchgeführt, sondern zeigt auch auf wie Tools wie Smartvote einen Einfluss auf das Wahlverhalten haben. Zwar ist es unrealistisch, dass die unter Repräsentation von Frauen allein durch solche Tools aufheben lässt, allerdings sind sie ein wichtiger Faktor. Insbesondere da es Frauen bei konservativen Schichten schwer haben, hat Smartvote einen noch grösseren Effekt auf die Frauenwahl als man bislang hätte annehmen können.

Quelle: Marina Haller, 2022, The Influence of Smartvote on Voting for Women – An Analysis of the 2019 Federal Elections, nicht publizierte Bachelor Arbeit, Eingereicht am Institut für Politikwissenschaft Zürich (UZH)

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